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29. März 2010

Kolumne 49

Ich begann diese Kolumnen vor mehr Jahren zu schreiben, als ich noch daran denken möchte. Niemals gehe ich zurück und lese nochmals, was ich damals geschrieben habe. Ich vermute, dass es in einigen Belangen offensichtlich ist. Vieles habe ich über das Leben im Todestrakt geschrieben, als ich mit diesen Kolumnen begann. Über die Jahre hat sich hier vieles geändert. Der Todestrakt, den ich damals beschrieb, ist nicht mehr der Todestrakt von heute. Scheinbar laufen fast alle Veränderungen darauf hinaus, Rechte hier im Todestrakt ganz wegzunehmen, oder aber einzuschränken. Es sind keine Veränderungen, um damit irgendwas zu beweisen. 

Da scheinen sich einige Gemeinheiten in diesen Veränderungen breitzumachen. Tatsächlich scheinen diese Gemeinheiten in fast allen Bereichen um sich zu greifen. Als ich hier im Todestrakt eingeliefert wurde, waren gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme zwischen Gefangenen und dem Gefängnispersonal üblich. Ich erinnere mich, dass ich gefragt wurde, wie die Wachen hier so wären, worauf ich antwortete, dass diese nur ihren Job tun würden, und dass die Behandlung durch das Wachpersonal okay wäre. Jetzt scheint das selten zu sein. Nun sieht es fast so aus, als dass zwischen Gefangenen und den Wärtern eine feindselige Haltung vorherrscht. Ich kann nicht einmal sagen, dass man den Wachen die Schuld geben könnte. Die sind verantwortlich für ihr persönliches Handeln. Aber ihr Benehmen wird durch deren Vorgesetzte entweder ignoriert, oder sie werden durch diese gar dazu ermutigt. Ich denke, wenn Ihr hier an meiner Stelle sitzen würdet, dann würde Eure Sicht der Dinge auch eher kurzsichtig sein, aber so scheint es mir jedenfalls zu sein.

Letztes Jahr begann die Wirtschaftskrise in Kalifornien. Und die Wirtschaftskrise wiederum ist in allen Bereichen der kalifornischen Gefängnisse zu spüren. Ich kann zwar nicht über die anderen kalifornischen Gefängnisse sprechen, oder auch nur für den Rest vom San Quentin- Gefängnis, seit ich keine direkten Informationen darüber habe. Nur, was ich hier im Todestrakt sehe. Eine der spürbarsten Veränderungen betrifft das Essen. Vor ca. zehn Jahren wurden noch heiße Mahlzeiten von Wärmecontainern aus serviert Danach wurden die Mahlzeiten auf Tabletts, die in der Gefängnisküche zusammengestellt werden, und die dann zum Todestrakt gebracht werden, serviert. Seitdem ist von unseren Mahlzeiten alles miteinander vermischt und kalt. Seit der Wirtschaftskrise wird im Gefängnis kein Fleisch mehr verwendet, und wenn doch, dann nur ganz wenig. Ich habe Mahlzeiten mit Hähnchen oder Rindfleisch serviert bekommen. Als ich darin stocherte, fand ich manchmal ein oder zwei fingernagelgroße Stückchen darin. Aber sehr oft findet man auch gar kein Fleisch im Essen. Stattdessen begann das Gefängnis Protein- Zusätze zu benutzen. Das Zeug wird aus Soja hergestellt, glaube ich. Niemand, den ich kenne isst das. Es stinkt und ruiniert den Geschmack anderer Lebensmittel, mit denen diese Protein- Zusätze in Kontakt kommen .Die meisten von uns schmeißen ihre Mahlzeiten weg, ausgenommen das, was man noch irgendwie retten kann, nämlich das, was nicht mit diesen Protein- Zusätzen in Berührung gekommen ist. Mir ist unklar, wie der Staat mit dieser Maßnahme Geld sparen will. Nun werden nämlich zwei bis dreimal so viele Mahlzeiten weggeworfen als zu der Zeit, bevor man diese Protein-Zusätze anfing einzusetzen. Ich vermute, es sieht einfach auf dem Papier gut aus. So zeigt das Gefängnis den Politikern, dass sie , durch den Einsatz von diesen Protein- Zusätzen, Geld sparen.

Ich werde für heute meine Kolumne beschließen. In Zukunft werde ich über die Probleme schreiben, die wir jetzt mit unserer Post haben, sowie auch mit den Besuchen. Über andere Veränderungen hier werde ich ebenfalls schreiben. Dabei habe ich nicht vor, all das wiederzukäuen, was ich zuvor mal geschrieben habe. Ich will nur über das schreiben, was sich, im Gegensatz zu früher, verändert hat, als Vergleich von meinen früheren Kolumnen zu den Veränderungen heute. Ich danke Euch, dass Ihr Eure Zeit geopfert habt, um das hier zu lesen.

Ich hoffe, mich eher früher als später, wieder zu Wort zu melden.
Passt auf Euch auf und schreibt mir, wenn Ihr möchtet.
Mit den besten Wünschen,

Dean Carter
P.O. Box C-97919
San Quentin Prison
San Quentin, California 94974