02-06-2009
Kolumne 47
Während der letzten dreißig Jahre hat sich das Gefängnis- und Rechtssystem in
Kalifornien zum Extremen verändert. Heute sieht man die Ergebnisse der
kurzsichtigen und unverantwortlichen Weise, in der die Gesetze und Gefängnisse
in Kalifornien durch Politiker und spezielle Interessengruppen benutzt und
ausgebeutet wurden.In allen Staaten ist die Wirtschaftslage zur Zeit prekär,
in kalifornien ist sie tief in der Krise. Dafür gibt es verschiedenste
Gründe; aber das Gefängnissystem trägt am meisten zur Wirtschaftskrise in
Kalifornien bei.
1980 gab es, glaube ich, acht oder neun Gefängnisse mit
insgesamt ca 40 000 Insassen. Seit der Zeit hat sich die Anzahl der Gefängnisse
vervierfacht, und die Anzahl der Gefangenen beträgt ca 200 000. Es gibt zum
Beispiel Gefangene, die für vergleichsweise lächerliche Vergehen lebenslänglich
im Gefängnis sind, wie zum Beispiel den Diebstahl eines Paar Hosen, einer Pizza
oder CD´s. Und das alles wegen des 'Three Strikes'- Gesetzes, welches von
den Politikern erlassen wurde.Die Polizeigruppen, die Staatsanwälte und
Opferrechtsgruppen haben sich sehr für diese "Three Strikes"- Gesetze
starkgemacht. Schade nur, dass die genannten Interessengruppen nicht für die
enormen Kosten aufzukommen haben, die diese Gesetze verursachen. Statt dessen
hat der Steuerzahler für die "tollen Ideen" dieser Gruppen
aufzukommen. Einige Politiker haben bereits zugegeben, dass dieses " Three
Strikes"- Gesetz ein Mißgriff und fataler Fehler war.
In den achziger Jahren
gab es noch einen anderen Umstand, der mit verantwortlich war, dass es diese
Probleme im Rechts - und Gefängnissystem heute gibt. Ronald Reagan wurde
Präsident, und eine seiner ersten Amtshandlungen war,die Gelder für die
Unterstützung Einrichtungen, die psychisch Kranke betreuen, zu kürzen. Das
hatte zur Folge, das psychisch Kranke einfach auf die Strasse gesetzt wurden,
ohne Bleibe und ohne Möglichkeiten, ihre psychischen Krankheiten noch irgendwo
behandeln zu lassen.Das geschah noch lange, bevor man anfing diese Menschen in
Gef ngnissen im ganzen Land unterzubringen. Doch Gefängnisse sind nunmal nicht
dafür eingerichtet, psychisch kranke Insassen zu behandeln.
In den achziger
Jahren ging Reagan dann noch in seine zweite Amtsperiode. Nun trägt all es,
was dort verbockt wurde Früchte, und zwar in Form einer Wirtschaftskrise. Das
ist die republikanische Art, die Wirtschaft peu a peu zu ruinieren, die die
amerikanische Bevölkerung dazu brachte, Reagan und die Republikaner zu
unterstützen. Für diejenigen, die immer noch glauben, dass Reagan ein
großartiger Präsident war und seine Politik das, was das Land brauchte, kann
ich nur sagen, Ihr ward nicht aufmerksam genug oder habt das Ganze einfach
verdrängt.
Kaliforniens Governeur, Arnold Schwarzenegger hat auf die
verschiedensten Arten versucht, die Wirtschaftskrise in Kalifornien zu
lösen Zum einen hat er die Staatsbediensteten gezwungen, zwei Tage pro Monat
unbezahlt freizunehmen. Er spricht auch davon, deren Gehälter um wenigstens 5 %
zu kürzen. Es könnte auch mehr sein, da bin ich mir allerdings nicht ganz
sicher. Der Governeur beabsichtig auch, ungefähr 20 000 Gefangene aus den
Gefängnissen zu entlassen.Er beabsichtigt ebenfalls, dass Gefangene
ausserhalb der Gefängnisse Behandlungen bekommen können, statt mehr Menschen in
die Gefängnisse zu schicken.
Meine Frage ist: - wenn es in Ordnung ist, 20
000 Gefangene +/- aus den Gefängnissen zu entlassen,- warum mußten diese
Menschen überhaupt erst weggesperrt werden? Und wenn es möglich sein soll,
dass viele Gefängnisinsassen an Behandlungsprogrammen ausserhalb der Gefängnisse
teilhaben können, - warum hat man sie überhaupt erst in die Gefängnisse
gesteckt? Ich bin sehr ärgerlich über die Medien in Kalifornien, die solche
Fragen gar nicht erst öffentlich stellen.
Hätten die Medien dreißig Jahre
früher den Mut gehabt, solche Fragen öffentlich zu stellen, hätte der Rutsch in
eine derartige Wirtschaftskrise sicher vermieden werden können. Scheinbar
bevorzugen die Medien, eher schlüpfrige und sensationelle Geschichten zu
veröffentlichen, als sich mit wirklich wichtigen Themen beschäftigen.
Gerade
hat sich der Staat New Mexico entschlossen, die Todesstrafe nicht mehr zu
vollziehen, weil sie zu kostspielig ist. Meiner Meinung nach ist es der falsche
Grund, aber die richtige Entscheidung.
Das Ganze zeigt wieder einmal, dass
Geld mehr zählt, als ethische Faktoren, zumindest, wenn es sich um die
Todesstrafe handelt.
Governeur Arnie versucht auch, eine ganze Anzahl von
Wertvollen öffentlichen Grundstücken zu verkaufen, San Quentin- Prison
inclusive. Es sieht so aus, als ob der Governeur die Wirtschaftskrise zum
Anlass nimmt, öffentlicheen Besitz an Baulandentwickler zu verkaufen, die schon
seit vielen Jahren versuchen, diese Grundstücke aufzukaufen. Die Ironie bei
der ganzen Sache ist, dass der Staat gerade 300 Millionen Dollar investiert hat,
um ein brandneues Hospital zu20bauen und 1 Million Dollar fü reine neue
Hinrichtungskammer in San Quentin. Das neue Hospital soll im Herbst eröffnet
werden.
Ich weiß nicht mehr, wann ich die Statistik gelesen habe die besagt,
dass das kalifornische Gefängnissystem ein höheres Budget hat als das vieler
anderer Staaten. Wenn das wahr sein sollte, ist das ein ziemlich trauriger Fakt,
und ich bin sicher, dass Ihr was darüber im Internet finden könnt, wenn Ihr
wollt. In Kalifornien sind die Gelder für die Bildung von Jahr zu Jahr mehr
gekürzt worden, dafür wurden die Gelder für das Gefängnissystem beständig
erhöht. Ich weiß zwar nicht, ob das für das letzte Finanzjahr, aber das tut
nichts zur Sache. Es scheint so, dass Politiker mehr am Wegsperren von
Menschen interessiert sind, als ihnen eine bessere Bildung angedeihen zu
lassen. Es gibt auch Menschen, die versuchen, diese traurigen
Fakten zum Besseren zu ändern, auch darüber könnt Ihr sicherlich was im Internet
finden, wenn Ihr wollt.
Die Menschen in Kalifornien haben den Politikern und
speziellen Interessengruppen, wie z.B. den Opferrechtsgruppen oder Gruppen von
Rechtsvertretern zu oft erlaubt, alles zu tun, um Gerichte, Strafen und
Gefängnisse aufrechtzuerhalten. Und nun bezahlt Ihr für alles, was Ihr ihnen
erlaubt habt zu tun.
Eine ganze Weile lang habe ich nichts mehr geschrieben..
Und jetzt möchte ich etwas zu den Dingen schreiben, die ich beobachtet
habe. Vielleicht ist es ja von Interesse für Euch, was ich schreibe,
vielleicht auch nicht. Ich d enke, dass diejenigen von Euch, die in
Kalifornien sind und direkt von der Wirtschaftskrise betroffen sind, beginnen
sollten langfristig zu denken, statt normalerweise nur sehr kurzfristige
Gedanken zu hegen, die auf lange Sicht mehr zerstören, als Gutes davon zu
erwarten ist.
Die neue Hinrichtungskammer in San Quentin ist nun
fertiggestellt und wartet nur auf das o k der Gerichte, bevor der Staat die
Tötungen wieder aufnimmt. Als ich vor ein paar Wochen im Hof mit einem
anderen Gefangenen sprach, erzählte der mir, dass er gehört hatte, dass die
Angelegenheit ( das Executions- Protokoll),durch welches die Exekutionen bislang
ausgesetzt worden waren, so gut wie gelöst wären, und dass man wahrscheinlich in
naher Zukunft wieder anfangen würde hinzurichten. Das dürfte all die Hasser
glücklich machen. Ich vermute, dass der Staat es gar nicht erwarten kann, die
brandneue Hinrichtungskammer das erste Mal zu benutzen.
Es tut mir leid,
dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe. Hoffentlich dauert es bis zum
nächsten Mal nicht mehr so lange. Ich sende Euch meine besten Wünsche und
Gedanken.
Passt auf Euch
auf,
Dean Carter
p.o. Box C-97919
San Quentin Prison
San Quentin, California 94974