14-10-2009
Kolumne 48
Eigentlich versuche ich es zu vermeiden, über andere Gefangene
im Todestrakt zu sprechen. Der Hauptgrund dafür ist, dass ich mich bei sowas
unwohl fühlen würde. Wie auch immer, ich möchte über die Medien sprechen, und
weil das so ist, gilt das ja auch für andere Gefangene hier im Trakt.
Der
Fokus meiner jetzigen Kolumne sind die News - Medien, daher will ich auch
versuchen, in Bezug auf andere Gefangene hier vage zu bleiben, soweit das geht. Ich möchte hier darüber reden, wie Medien über einen anderen
Gefangenen hier Lügen verbreiten. Ich fragte den betreffenden Mitgefangenen,
über den die Lügen verbreitet wurden, ob ich seinen Namen erwähnen dürfe. Er
verneinte das, also werde ich seinen Wunsch auch respektieren. Er war die
Zielscheibe von vielen Klatschreportern, und da gab es auch eine Menge Leute die
versuchten, ihn auszubeuten. Da verstehe ich schon gut, dass er "nein "
sagte.
Ich habe gerade erst über diese Vorkommnisse gehört, also weiß ich
auch nichts über die Zeit, in der all das stattgefunden hat. Als ein Mann mit
einem solchen Fall in San Quentin eingeliefert wurde, entschloss sich ein
Mitgefangener sofort, die ganze Sache an die Klatschpresse zu verkaufen, um
noch Geld daraus zu machen. Er trat in Kontakt mit der Boulevardpresse und
verkaufte denen die ganzen aufgemachten und ausgedachten Stories, dass er zum
Beispiel eine sexuelle Beziehung mit dem Gefangenen hätte und ihn damit zu
seiner Gefängnis- Nutte machte, oder zum Punk. All diese Stories waren
ausgedacht. Die Dinge, die der Gefangene der Boulevard- Presse erzählt hat,
waren faktisch unmöglich. Die Boulevard- Presse (gibt es heutzutage
wirklich noch einen Unterschied zwischen der Boulevard - Presse und der
normalen Presse?) kümmerte sich nicht darum und verzichtete darauf, die Fakten
zu recherchieren . Statt dessenwurden die Stories so publiziert, als wären sie
wahr. Dabei war nichts davon wahr. Fakt war, dass es für den Gefangenen, der
diese Stories an die Klatschpresse verkauft hatte , weder physisch noch
logistisch möglich war das zu tun, was er der Presse gegenüber behauptet hatte.
Es scheint so, dass die Medien ( Boulevard- Presse und andere Medien)
immer nach dem nächsten Bumann Ausschau halten, den sie dann den Lesern und
Zuschauern präsentieren können.
Gerade gab es wieder eine neue Story über ein
Mädchen, welches gekidnappt und 18 Jahre lang gefangen gehalten worden
war. Die lokalenFernsehsender in San Francisco halten die Hauptanteile an
dieser Story.. Und das, obwohl die Gesundheitsdebatte und die Wirtschaftskrise
jetzt Vorrang für die Öffentlichkeit haben sollten, weil diese Themen sehr viel
wichtiger sind.. Doch statt dessen füllen die Stories über das arme Mädchen und
das Ehepaar, das auf Grund dessen verhaftet wurde, ca 70% der Sendezeit.. Die selben Stories werden also immer und immer wieder gebracht.
Wenn
Stories, so tragisch sie auch sein mögen, aber nur wenige Menschen angehen,
wochenlang die News dominieren, während wirklich wichtige Themen, die alle
Amerikaner angehen dafür verdrängen, muß man sich auch nicht wundern, wie in
unserem Land die Dinge aus dem Ruder laufen..
Unsere verantwortungslosen
News- Medien haber wirklich wichtige und relevante Themen gegen
Sensationsklatsch und Tratsch ausgetauscht, so dass wirklich wichtige Themen ins
Hintertreffen geraten. Eigentlich sollte das die Leute wütend machen, wie sich
die Medien verändert haben. Es scheint, dass die Medien denken, dass man zu
blöde ist, um sich für wirklich wichtige Dinge zu interessieren.
Es wäre doch
schön, wenn die Medien ihre Zeit und Kraft dazu verwenden würden, zum Beispiel
mal Stories über die Belegung und die drakonischen Strafzumessungen zu bringen.
Oder vielleicht auch mal darüber, dass Arnie, der kalifornische Governeur die
Gelder für die Ausbildung an öffentlichen Schulen und Universitäten drastisch
gekürzt hat, ebenso für die Altenhilfe und das Gesundheitssystem. Und am
nächsten Tag unterzeichnete er eine Baugenehmigung für den Bau eines neuen
Todestraktes im Wert von fast 300. 000 000 Dollar. Das sind nur die
Projektkosten, wir alle wissen aber, dass der Bau sehr viel teurer wird.
Ihr
könnt mir gern schreiben, wenn Ihr möchtet. Meine besten Wünsche für Euch.
Dean Carter
p.o. Box C-97919
San Quentin Prison
San Quentin, California 94974