01/02/03/04/05/06/07/08/09/10/11/12/13/14/15/16/17/18/19/20/
21
/22/23/24/25/26/27/28/29/30/31/32/33/34/35/36/37/38/39/
40
/41/42/43/44/45/46/47/48/49/

 


17-05-2005

Kolumne 40

Gerade hat das Gefängnis ein neues Memorandum herausgegeben, welches besagt, dass vom 1. Juli an keinerlei Tabakwaren mehr in kalifornischen Gefängnissen erlaubt sind.
Dieses Memorandum nennt sich 'TOBACO PRODUCT BAN'.
Es wird dort ausgeführt, dass ab dem 1. Juli der Verkauf sämtlicher Tabak- und tabakverwandter Waren in den Gefängniskantinen untersagt ist. Laut Verordnung werden dann alle Tabakprodukte entweder zurückgeschickt, gespendet oder aber vernichtet. Das Memo besagt auch, dass die kalifornische Gefängnisbehörde dabei ist, Lehrmaterial zu entwerfen und auch Raucherentwöhnungstraining anbieten wird, um auf längere Sicht eine rauchfreie Umgebung zu schaffen.

Amüsiert las ich mir dieses Memo durch. Diese Idee ist der Geistesblitz eines Politikers. Der würde gern in seinen Wahlbezirk zurückkehren, um seinen Wählern weiszumachen, was für hervorragende Arbeit er in puncto Kriminalitätsbekämpfung geleistet hat, weil er diesen schlimmen Verbrechern in den Gefängnissen die Raucherprivilegien strich, indem er das Rauchen in kalifornischen Strafanstalten generell verbieten lassen hat. Selbstverständlich ist der öffentlich genannte Grund dieses Politikers, die Kosten für medizinische Behandlungen von, durch das Rauchen verursachten Krankheiten zu reduzieren. Wäre das nun wirklich der Fall, würde dieser Politiker auch ein Gesetz auf den Weg bringen, welches besagte, dass Gefangene auch gesund zu beköstigen wären, um die zusätzlich entstehenden Kosten für die Behandlung von Diabetes und Herzerkrankungen einzusparen.

Mich persönlich interessiert es nicht, ob man im Gefängnis Tabakwaren haben darf oder nicht. Ich rauche nicht, also kümmere ich mich auch nicht weiter darum. Allerdings denke ich, wenn Politiker die Insassen der kalifornischen Gefängnisse zusätzlich bestrafen wollen, dann sollten sie auch den Mut haben, das öffentlich zu sagen. Ich vermute, die kommenden Monate dürften noch recht interessant werden. Die Verhältnisse in den Strafanstalten sind ohnehin sehr angespannt, und ich glaube, dass der Entzug von Nikotin viele Gefangene noch wütender machen wird. Vermutlich wird es in der nächsten Zeit viele neue 'Zwischenfälle' geben.
Ich sprach mit einigen Wärtern über diese neue Verordnung. Es waren nicht gerade tiefgreifende Gespräche, doch erfuhr ich genug über ihre Gefühle, dieses Memo betreffend. Einer der Wachen kommentierte das mit den Worten, er wünschte, dass diese verdammten Politiker endlich aufhören würden, die Gefängnisse dafür zu benutzen um wiedergewählt zu werden. Denn dadurch treten immer wieder neue Probleme auf, welche die gefahrvolle Situation für das Gefängnispersonal noch verschärfen. Ich kann die Gefühle des Wachpersonals durchaus verstehen. Für sie ist die Situation ohnehin schon schwer genug -; da müssen dann nicht noch irgendwelche Politiker mit immer neuen Verordnungen für noch mehr Spannungen und Gefahren in den Gefängnissen sorgen.
Als besondere Ironie erscheint mir der Umstand, dass man den Gefangenen im Todestrakt das Rauchen verbieten will. Ich vermute, dass die Politiker die Insassen des Todestraktes gesunderhalten möchte, bis der kalifornische Staat sie dann tötet. Ich rede hier über den Schritt vom Lächerlichen zum Absurden.

Viele Leute haben mich über diesen neuen Gefangenen befragt, der kürzlich sein Todesurteil bekam. Ich rede nicht namentlich über andere Gefangene, und darum nenne ich hier auch keinen Namen. aber ich bin sicher, dass die meisten von euch wissen, um wen es hier geht. Seine Verhandlung kam jeden Abend in den NEWS. Und da waren dann auch tausende von Reportern aus der ganzen Welt, die für die Dauer des Prozesses vor dem Gerichtsgebäude campten.
Die mir am häufigsten gestellte Frage war, ob dieser Gefangene hier irgendwelche Probleme bekommen würde. Nun, ich denke nicht, dass das der Fall sein dürfte. Der Mann wurde einer schrecklichen Tat überführt. Doch mit all der öffentlichen Aufmerksamkeit, die dieser Fall hier erregte, zweifle ich daran, dass er eine wirklich faire Verhandlung bekommen konnte. Mir ist klar, dass viele von euch sagen werden: " Er ist unschuldig". Ich weiß nicht, ob er unschuldig ist oder nicht. Es geht mich nichts an, und ich kümmere mich auch nicht darum.Aber da gibt es im Gefängnis (nicht nur im Todestrakt) andere, die wegen schlimmerer Vergehen verurteilt wurden, und die dafür nicht die Todesstrafe bekamen.

Ich erwähnte ja schon die Politiker, die das Verbot von Tabakwaren in den Gefängnissen eingerührt haben. Wenn die etwas wirklich Sinnvolles und Produktives tun wollten, dann sollten sie ein Gesetz, ähnlich dem in England erlassen, welches Gefangene betrifft, die auf ihren Prozess warten. Den Medien dort ist es nicht erlaubt, irgendwas über den Fall oder die Anklage zu veröffentlichen, bis das Verfahren beendet ist, damit der Angeklagte eine wirklich faire Verhandlung bekommt.
Was ich nicht begreife ist, warum die Öffentlichkeit den Medien erlaubt, das öffentliche Interesse in tragischer Weise auf einen Fall, wie der des Mannes, der gerade in den Todestrakt eingewiesen wurde zu lenken. Dafür werden allerdings Themen, die für die Öffentlichkeit wirklich von Bedeutung sind, von den Medien gar nicht behandelt. Es ist schon unglaublich, dass die Öffentlichkeit die Medien damit davonkommen lässt, weil es da um so wichtige Themen und Ereignisse geht, die wirklich alle Amerikaner betreffen. Themen, wie z. B. die Staatsverschuldung und soziale Belange, die direkt jeden amerikanischen Bürger betreffen, ausgenommen die Reichen.

Nun aber zurück zu meinen Kommentaren die Medien betreffend, die eine Maßregelung brauchen, genau wie in England, was Gerichtsverhandlungen und Gefängnisinsassen angeht. Nach dem Prozess über den ungenannten Angeklagten, den ich vorher bereits erwähnte, wurden die Geschworenen durch die Medien interviewt. Deren Kommentaren nach zu urteilen, hätte man glauben können, sie seinen eher Zeugen der Anklage als das, was sie eigentlich wirklich zu sein hatten; nämlich unvoreingenommene und faire Mitglieder der Jury. Nach der Verhandlung sah ich zwei der Geschworenen(einer mit schlecht gefärbten rotem Haar, der andere mit Unschuldsblick), die eifrig die Nähe der Medienvertreter suchten um mit ihnen zu sprechen. Immer, wenn es Neuigkeiten, die Verhandlung betreffend gab, waren gleich diese beiden Geschworenen zu Stelle und bereit, sich interviewen zu lassen. Vielleicht ist das Leben dieser beiden nicht gerade erfüllt, so dass ihnen die Publicity dieses Falles gerade recht kam, damit sie bekannt wurden, wie professionelle Geschworene. Jedenfalls schienen sie diesen Moment im Rampenlicht voll auszukosten.
Irgendwie bezweifele ich, dass sich diese beiden Geschworenen der Rolle der Medien in diesem Prozess je bewusst waren, sowie der Publicity, die dieser Fall verursacht hatte. Ich bin mir sicher, dass eben diese Publicity und Aufmerksamkeit durch die Medien, während der gesamten Verhandlung in den Köpfen dieser Geschworenen permanent herumgeisterte; doch eine Verhandlung sollte eben nicht so ablaufen. Ich weiß nicht, wann Gerichtsprozesse begannen, Gegenstand öffentlicher Unterhaltung zu werden. Vielleicht begann es mit dem O.J. - Prozess, doch es scheint, dass die Medien von einem Prozess zum nächsten wandern, um das für die öffentliche Unterhaltung auszuschlachten. Vielleicht habe ich ja auch im Todestrakt den Touch zu den neuesten Trends verloren, aber es erscheint mir einfach falsch und unangemessen für das, wofür das amerikanische Rechtssystem eigentlich stehen sollte.

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, hatte ich für eine Weile nichts mehr geschrieben. Ich habe mich nun entschlossen, meine Kolumnen kürzer zu halten, dafür aber öfter zu schreiben. Vielleicht wird das dieser Website mehr zugute kommen.
Ich habe auch andere Dinge zu tun, und für diese Website schreibe ich nur dann, wenn ich wirklich etwas zu sagen habe oder die Zeit habe, über ein bestimmtes Thema zu schreiben.

Mit besten Wünschen,
Dean